„Dem Saisonstart im September steht nichts mehr im Wege“
so eine Schlagzeile die der Badische Handballverband am 26.06.2020 auf seiner Homepage veröffentlichte. Da jedoch viele Kommunen das Thema Trainingsbetrieb in der Corona Pandemie unterschiedlich handhabten und total unterschiedliche Möglichkeiten für eine Saisonvorbereitung herrschten, schlossen sich einige Vereine des neu gegründeten Handballbezirks Alb-Enz-Saal (AES) kurz, um sich über die jeweils örtlichen Gegebenheiten auszutauschen.
Im weiteren Verlauf wurde dann auch die Phase zur Spielplanerstellung durch die Vereine eingeleitet und der Spielplan wurde erstellt. Nachdem dies fast abgeschlossen war, wurde ein Hygienekonzept veröffentlicht, welches von den drei Handball Verbänden aus Baden-Württemberg erstellt wurde.
Dieses Konzept sieht bestimmte Hygienemaßnahmen vor, die von vielen Vereine große Anstrengungen verlangt, um sie umsetzen zu können bzw. können sie teilweise in bestimmten Hallen nicht umgesetzt werden.
Die o.g Vereine baten deshalb das Präsidium des BHV nochmals zu überdenken, ob der geplante Saisonstart am 19. September 2020 nicht etwas nach hinten verschoben werden sollte. Das Ergebnis der entsprechenden Präsidiumssitzung wurde mit einem Schreiben des Präsidenten am 27.08.2020 den Vereinen mitgeteilt und am Saisonstart im September festgehalten.
Daraufhin entschlossen sich die genannten Vereine, mit einem offenen Brief ihre Bedenken wegen des früher Saisonstarts trotz steigender Infektionszahlen an den BHV mitzuteilen.
Offener Brief – Antwort auf das Schreiben des BHV Präsidenten vom 27.08.2020
Sehr geehrtes BHV-Präsidium,
sehr geehrte Bezirksvorstände,
liebe Handballfreunde,
am 27.08.2020 erhielten wir ein Schreiben unseres BHV-Präsidenten Peter Knapp mit dem Inhalt „Return to Play – Spielbeginn im BHV – 19. September 2020“. In diesem Schreiben wurde den Vereinen im Verbandsgebiet
eröffnet, dass man sich intensive Gedanken mit etlichen Vereinen und Verantwortlichen gemacht habe. Hierzu
bliebe gleich zu Beginn zu sagen, dass keiner der uns bekannten Karlsruher und Bruchsaler Vereine auch nur den Ansatz einer Anfrage in Bezug auf einen Austausch erhalten hatten - was besonders schade ist, da die
Geschäftsstelle des BHV in Karlsruhe zu Hause ist.
Unter Würdigung aller Umstände habe man sich entschlossen, die geplante Runde am 19.09.2020 zu beginnen.
Verständliche Bedenken, wie logistische Unwägbarkeiten in der Durchführung der Spieltage und finanzielle
Rahmenbedingungen seien nachvollziehbare Probleme. Entgegen dieser Gruppe mit Bedenken, steht
selbstverständlich auch eine Gruppe, die möglichst bald wieder unseren geliebten Sport nachgehen möchte. Wir denken nicht, dass irgendjemand der ehrenamtlichen Verantwortlichen der „besorgten“ Vereine nicht möglichst schnell zur Normalität zurück möchte und unseren Sport weniger liebt als andere. In diesem Zuge muss man den Kollegen aus Heddesheim wohl gratulieren, dass es bisher keine negativen Rückmeldungen zum Turnier Ende August gab und wir hoffen sehr, dass das so bleibt.
Wir sind jedoch der Meinung, dass es eine „neue Normalität“ gibt, die es zu würdigen gilt und besonders - oder
leider - Handball als Kontaktsportart-Indoor besonders betrifft. Es wird unverständlicherweise nicht über eine
potenzielle Infektionsgefahr im Ligaspielbetrieb und eine wieder steigende Infektionslage im Land gesprochen.
Diese Punkte werden unserer Meinung nach sträflich vernachlässigt. Wir haben im Gespräch auch die Stimmen
besorgter Spieler gehört, die aufgrund der Ansteckungsgefahr (noch) nicht spielen möchten. Ebenso wird der
Fakt, dass viele Helfer, die im Umfeld eines Spieltages durch Ihr Engagement besonders gefährdet werden, nicht ausreichend gewürdigt. Neben einer Gefahr für Ihre Gesundheit (insbesondere bei Spielern und Offiziellen) muss auch berücksichtigt werden, dass berufliche Nachteile (z.B. Quarantäne) entstehen können. Nur ein Beispiel: Lehrkräfte im Kontaktsport am Wochenende, am Montag wieder Unterricht. In einer Zeit, in der wir es uns nicht erlauben können nochmals einen wirtschaftlichen Lock-Down zu riskieren, kann nicht nachvollzogen werden, warum solche Themen keine Beachtung finden.
Wir wissen, dass unser BHV-Präsidium mindestens genauso viel Zeit und Energie in den Erhalt des badischen
Handballs investiert wie jeder einzelne Verein. Nichtsdestotrotz werden Bedenken, wie schon oben erwähnt,
nicht beachtet. Die überwiegende Mehrheit spricht sich für den Beginn aus? Das widerspricht dem Bild das wir
aus dem Bezirk Alb/Enz/Saal, zumindest unter unseren persönlichen Kontakten, wahrnehmen. Der Kontakt mit
den Großstädten Heidelberg und Mannheim wurde aufgenommen und um Verständnis gebeten. Vielen Dank für diese Intervention, jedoch sind doch nicht nur die Städte, sondern auch die kleineren Gemeinden im ländlichen Raum, die oft noch restriktiver sind, zu beachten. Wir haben bis heute keine Gewissheit, dass jede Mannschaft - egal ob im Bezirk oder auf Verbandsebene - eine Spielstätte zur Verfügung haben wird, in der das geforderte Hygienekonzept umgesetzt werden kann. Im Speziellen gibt es auch Spielgemeinschaften, die aufgrund der Anbindung an mehrere Gemeinden noch größere Probleme bekommen werden.
Es wurden zwar in den diversen Anhängen und FAQ einige wichtige Fragen geklärt (z.B. Haftung und Reaktionen im Falle einer Infektion), aber die Detaillierung dessen was der BHV und der HBW aufgesetzt haben, muss vor Ort in den Vereinen passieren und hier werden viele in der Umsetzung an ihre Grenzen stoßen. Schon der zeitliche Ablauf der Spielplanung machte es unmöglich auf die aktuellen Geschehnisse zu reagieren, da das Hygienekonzept erst in der letzten Woche der Spieltagsplanung veröffentlicht wurde. Acht Spiele an einem Spieltag - zum Teil sogar auf mehrere Sportstätten verteilt, mit stark unterschiedlichen Vorgaben der Hallenbetreiber - machen es für uns ebenso fragwürdig in die Runde „mit Gewalt“ zu starten. Wir finden es ebenfalls unverantwortlich die unteren Altersklassen in Turnierform spielen zu lassen (Anzahl der Kinder, die gleichzeitig in der Halle sein müssten).
Als letzten Hinweis gilt es auch den gleichzeitigen Schulbeginn zu erwähnen, der die Lage mit Sicherheit nicht
vereinfachen wird. Wäre es nicht gut gewesen verschiedene Szenarien zu entkoppeln? Der Schulbeginn hat für
uns alle Priorität. Hier werden ebenfalls die Stimmen der Eltern lauter, da es nun am Ferienende doch bewusst
wird, was es heißt die Kinder noch länger zu Hause betreuen zu müssen. Kinder, die am Schuljahresanfang nicht in den Unterricht dürfen, weil sie in der Sporthalle in Kontakt gekommen waren. Wir sprechen hier noch nicht mal von einer Infektion, sondern von Quarantänemaßnahmen. Das darf eigentlich nicht sein.
Da die Szenarien für einen späteren Saisonstart lobenswerter Weise schon durchdacht sind, wie unser Präsident schrieb, bleibt es spannend und abzuwarten ob man nicht doch noch kurzfristig reagieren muss. Es stellt sich eben die Frage, wäre es nicht vernünftig gewesen nach der Entwicklung der letzten Wochen auf Nummer sicher zu gehen und eventuell zum 01.11. anzufangen? Die Entscheidung ist gefallen. Natürlich werden auch wir unser Bestes tun alle Vorgaben zu erfüllen und werden bis zur letzten Minute vor dem Anpfiff kämpfen, um allen Anforderungen gerecht zu werden.
Des Weiteren werden keinerlei Erleichterungen für die Vereine in Aussicht gestellt, im Gegenteil. Das Einführen
der Onlinebeurteilung von Schiedsrichter in der Verbands-, Landes- und Bezirksliga 1 in der jetzigen Phase ist
sicherlich auch keine glückliche Maßnahme und hat in unserem Umfeld ebenso für Unverständnis gesorgt. Es
wäre wünschenswert, dass zumindest diese Maßnahme ausgesetzt wird.
Wir bitten nochmals unsere Bedenken ernst zu nehmen, damit die eventuellen Folgen nicht zurückkommen, wie ein pandemischer Boomerang. Wir fühlen uns im Moment nicht genug unterstützt. Der BHV wird im Moment als koordinative Stelle mehr denn je benötigt und sollte in dieser Funktion alle Interessen der Vereine
berücksichtigen.
Mit sportlichen Grüßen
TV Knielingen Handball gez. Sven Palec |
TG Eggenstein gez. Michael Richter |
TV Büchenau gez. Olaf Schwaninger |
SG Stutensee-Weingarten gez. Jochen Hörner und Frank Schmidt |
Turnerschaft Durlach gez. Markus Bracht |
Turnerschaft Mühlburg gez. Felix von Luckwald |
TG Neureut gez. Andreas Merz |
SV Langensteinbach gez. Richard Gärtner |
TSV Rintheim gez. Olaf Hebel gez. Frank Dettling |
SSC Karlsruhe gez. Frank Dettling |
HSG Li-Ho-Li gez. Justin Seitz |
TV Neuthard gez. Siegfried Schäfer |
MTV Karlsruhe gez. Steffen Schönwald |
SG KIT/MTV Karlsruhe gez. Steffen Schönwald und Amadeus Linsler |
SG Graben-Neudorf gez. Hubert Fürniß |
SG Hambrücken/Weiher gez. Thomas Peterhans und Kewen Schernautzki |